Was hat Heinz damit zu tun?

Was hat Heinz damit zu tun?

Es muss rund 20 Jahre her sein, dass ich gelobt habe, nie wieder ein Ketchup einer anderen Marke zu essen als Heinz. Wem ich dieses Versprechen gegeben habe? Der Marketing-Abteilung der Firma Heinz. Und warum? Nicht wegen meiner Kindheitserinnerungen.

Sondern: Heinz hatte damals eine Werbekampagne gestartet (entworfen von Michael Burnett und Leo Conrad), die später irgendwann mal preisgekrönt wurde und in der das Tomatenketchup der Marke mit einer ganz eigenen Bildsprache und einem gewissen Sprachwitz als „Schampus für Würstchen“ angepriesen wurde. An jeder Litfaßsäule, Bushaltestelle und Plakatwand war das Poster zu sehen.

Mir gefiel’s, und ich fand, so ein Bild würde sich gut in meiner Wohnung machen. Also fasste ich mir ein Herz und schrieb das Saucen-Unternehmen an, ob ich eventuell so ein Werbeplakat für meine Wohnung haben könne? Ich würde auch nie wieder ein anderes Ketchup essen. Ich bekam tatsächlich eine Antwort: Leider sei das unmöglich, da die Kampagne noch liefe.

Ich dachte nicht weiter darüber nach, und aß welches Ketchup man mir auch immer servierte – bis eines Tages, sicher ein halbes Jahr später, ein Paketbote mit einer riesige Papprolle für mich vor der Tür stand: Eine Lieferung der Firma Heinz. Geliefert wurde ein druckfrisches Poster in 120 x 160 cm, darauf eine Flasche des beworbenen Ketchups, a.k.a. Würstelschaumweins, mit besten Grüßen von der Marketingabteilung. Ich ließ das Poster aufziehen und bis heute schmückt es meine Räumlichkeiten. Und seither halte ich mich, über 20 Jahre lang, an das Versprechen, an das das Poster mich jeden Tag erinnert. (Die Liebe zur Marke Heinz geht bei manchem Menschen übrigens noch viel weiter – zum Beispiel bei Ed Sheeran, der sich das Etikett direkt mal hat tätowieren lassen – aber dies nur am Rande.)

Woraus sich natürlich immer noch nicht erschließt, was das berühmte Ketchup und meine Reise miteinander zu tun haben. Das war also nur das Vorgeplänkel.

Es verhält sich nämlich so: Auf der Heinz-Ketchup-Flasche auf meinen Poster prangt ganz groß die Zahl 57. „57 Varieties“ ist der Marketing-Slogan, der jedes Heinz-Produkt ziert. Der Legende nach hat das folgenden Grund: Als Henry John Heinz, Gründer des Saucen-und-Baked-Beans-Imperiums, gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine Firma gründete – damals noch hauptsächlich mit Pickles, also sauer eingelegtem Gemüse – entdeckte er auf einer Geschäftsreise ein Schild an einer Schusterei mit dem Werbeslogan „21 Styles of Shoes“. Das fand er so werbewirksam, dass er beschloss, seine Saucenflaschen fortan mit einem ebenso werbewirksamen Spruch zu versehen. Zunächst pries er seine Marke ab 1896 also als Hersteller von „57 pickle varieties“ an, daraus wurde später einfach der heute omnipräsente Slogan „57 varieties“. Die Zahl 57 war dabei völlig willkürlich gewählt- schon damals soll das Portfolio weit mehr als 57 Produkte umfasst haben. Henry John Heinz schrieb der Zahl 57 einen besonderen psychologischen Effekt zu, und außerdem bestand sie aus seiner Lieblingszahl 5 und der Lieblingszahl seiner Frau, der 7.

Und genau wegen dieser Zahl 57 muss ich, wenn ich an meine Reise denke, an Heinz Ketchup denken: Es ist nämlich genau „57 mal schlafen“, bis ich mich wieder in die Arme des Besten Ehemanns der Welt werfen und ihm von meinen Abenteuern erzählen kann.

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Eine Antwort

  1. Mum sagt:

    Das ist wunderschön geschrieben! Bon voyage, my little World Traveller.

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