Wo steckst du?

Wo steckst du?

Es gibt viele Orte auf der Welt, an denen man sich verstecken kann. Im Bett, zum Beispiel, mit der Bettdecke über dem Kopf, oder beim Wandern in einem Funkloch. Wo man sich jedoch wirklich schlecht verstecken kann, ist auf einem Schiff.

Wenn man weiß, auf welchem Schiff ich mich gerade befinde, kann man mithilfe einer App genau verfolgen, wo ich ungefähr bin. Es gibt eine Reihe von Apps, die anzeigen, wo ein (beliebiges) Boot sich gerade befindet. Es gibt sie fürs Handy oder den PC, und alles, was man dazu braucht, ist der Name des Schiffes – oder die IMO-Nummer. Die IMO-Nummer wird von der International Marine Organisation vergeben und ist eine einmalige Nummer für jedes Schiff der Welt (mit Ausnahme, vermutlich, von Piratenschiffen und illegalen Fischerbooten). Die IMO-Nummer findet unser allwissender Freund Google mit ein paar Klicks für uns heraus.

Damit kann eigentlich jeder herausfinden, in welchem Hafen oder Weltmeer ich gerade unterwegs bin. Sofern ich mich auf der MS Roald Amundsen befinde, bin ich zum Beispiel gerade hier.

Ich kann mich auch nicht heimlich von Bord schleichen: Jeder, der an Bord kommt, erhält eine Bordkarte. Beim Betreten des Schiffes wird man dann eingescannt, beim Verlassen wieder ausgescannt. So ist sichergestellt, dass wir nicht versehentlich ein Teammitglied auf einer einsamen Insel vergessen: Bevor der Anker gelichtet wird, wird geprüft, ob auch wirklich alle wieder zurück an Bord sind. Das System zeigt per Knopfdruck jederzeit an, wer an Bord ist und wer nicht.

Und selbst meinen genauen Aufenthaltsort an Bord kann ich nicht verbergen: In den Maschinenräumen, Gängen, Fluren und öffentlichen Bereichen sind Kameras angebracht. Ein wenig beobachtet fühle ich mich hier manchmal schon. Hat schonmal jemand den 90er-Jahre-Thriller Sliver gesehen, in dem der hochgradig gestörte Besitzer eines Apartmenthauses in New York alle seine Mieter rund um die Uhr beobachtet? Glücklicherweise unterhalte ich hier zu niemandem eine Liebesbeziehung (mit Ausnahme einer heimlichen und einseitigen Schwärmerei für Dreizehenmöwen), so dass ich nicht befürchten muss, dass jemand mich aus Eifersucht bei Nacht und Nebel über Bord werfen wollen würde. Im Gegenteil, auch die Kamera-Überwachung öffentlicher Bereiche dient letztlich schlicht der Sicherheit.

Und für diejenigen, die wissen wollen, wie es da aussieht, wo ich gerade bin, empfehle ich unsere Schiffs-Webcam. Sofern wir eine Internetverbindung haben, sendet diese regelmäßig Live-Bilder vom Oberdeck in alle Welt. Ich kann die Daheimgebliebenen also noch nicht mal über das Wetter beflunkern.

Insofern sende ich Dauergrüße and alle Daheimgebliebenen, wie das Wetter ist oder von wo die Grüße kommen brauche ich ja nun keinem mehr sagen, das kann man ja ganz einfach nachschlagen!

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2 Antworten

  1. Mum sagt:

    Do you blog on dry land?

  2. Mum sagt:

    Thank you, hon. i wish I had time and internet to follow you round the clock!

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