Wer hat die kältesten Füße?
Hier in der Antarktis habe ich mich schwer verliebt. In Pinguine. Ihrer unbeholfenen Niedlichkeit ist selbst der hartherzigste Zeitgenosse erlegen, von zartfühlenden Menschen wie mir ganz zu schweigen. Ich könnte Stunden damit verbringen, ihnen zuzusehen, wie sie ihrem profanen Pinguinalltag nachgehen. Unweigerlich verspürt man den Drang, sie feste zu umarmen und gründlich durchzuknuddeln, und wären sie mein Haustier…. dürften sie trotzdem nicht in meinem Bett schlafen. Pinguine haben nämlich eisig, eisig kalte Füße: Die Temperatur von Pinguinfüßen liegt nicht nur gefühlt (wie bei Frauenfüßen) so gerade eben über dem Gefrierpunkt, sondern objektiv messbar bei ein bis zwei Grad Celsius.
Warum die Natur das so eingerichtet hat, ist logisch: Wären ihre Füße noch wärmer, würden sie den Schnee oder das Eis, auf dem ein Pinguin watschelt, kurz antauen. Weil die Umgebungstemperatur jedoch antarktisch ist, würde das Tauwasser direkt wieder gefrieren – und die Pinguine klebten für einen kurzen Moment am Untergrund fest. Denkbar ungünstig. Das Festfrier-Phänomen kennt jeder: Leckt man im Sommer an einem erfrischenden Eis am Stiel, klebt man mit den Lippen und der Zunge erstmal daran fest.
Der zweite Grund, warum die Pinguinfüße so eisig sind, ist ihr Wärmehaushalt. Der Rest des Pinguins ist von einer dicken Fettschicht und einem dichten Federkleid umhüllt, die Wärmeverluste auf ein Minimum reduzieren. Immerhin muss der Pinguin eine Körpertemperatur von rund 40 Grad Celsius konstant aufrecht erhalten! Hätten seine Füße jedoch dieselbe Temperatur wie der Rest des Pinguins, wären die Wärmeverluste viel zu groß.
Also werden die Füße zwar durchblutet – das Blut in den Pinguinfüßen ist jedoch viel kälter als im restlichen Vogel: Spätestens, wenn das arterielle Blut die Fußsohlen erreicht, wird es stark heruntergekühlt.
Nun würde das Zurückfließen so kalten venösen Blutes in den Körper natürlich auch wieder zu einem Wärmeverlust führen, daher hat sich die Natur hier eine geniale Lösung überlegt: Die in die Füße führenden Hauptarterien und die zum Körper zurückführenden Hauptvenen sind miteinander verzwirnt und wirken so wie ein kleiner Wärmetauscher. Das eisekalte venöse Blut kühlt beim Zurückfließen in den Körper das in die Füße fließende Blut ab – das in den Arterien fließende warme Blut wärmt das eisige venöse Blut gleichzeitig an, bevor es in den gut isolierten Pinguinkörper zurückfließt.
Als wäre das nicht schon trickreich genug, hat die Natur den Pinguin mit noch mehr schlauen Thermoregulationsmechanismen ausgestattet: Das vegetative Nervensystem des Pinguins kann den Durchmesser der Arterien verändern, um den Wärmeverlust zu steuern. Ist dem Pinguin zu warm, kann er über seine Füße überschüssige Wärme abgeben.
Also, alles in allem ein kleines Meisterwerk der Natur. Und alle Menschen, sich über kalte Frauenfüße unter ihrer Bettdecke beschweren, dürfen zukünftig dankbar sein, dass ihre Frau kein Pinguin ist.
Eine Antwort
Love the penguins. Delightful blog.