Der Hufablong

Der Hufablong

„Vier Mark sippsich“, hat Frau Schwalb immer gesagt, wenn sie vier Mark siebzig meinte: Eine der schönsten Kindheitserinnerungen des Besten Ehemanns der Welt. Viele Menschen sprechen einzelne Worte etwas eigenartig aus, und je nachdem, um welchen Menschen und welches Wort es sich handelt, kann das Ganze überaus charmant sein – oder sich so anfühlen, wie es sich anhört, wie wenn jemand mit Kreide über die Tafel quietscht.

Bei Kindern fallen die kleinen Sprach-Originalitäten meist eher in die Kategorie „Charmant“, wie zum Beispiel das „Aquariong“: In selbigem hielt ich ein paar Goldfische, als mein Lieblingssohn noch ein kleiner Junge war. Bis heute finde ich das Wort „Aquariong“ viel schöner als das Original. Apropos – in seinen Worten war er übrigens nicht mein Lieblingssohn, sondern mein „Liebchenssohn“. Seine kindlichen Versprecher haben meinen Wortschatz um ein paar wunderschöne Worte bereichert.

Manchmal sind es auch ganze Silben oder Wortteile, die der Kindermund nicht ganz korrekt wiedergibt. So gab es in unserem Haushalt damals die ein oder andere Lampentasche: Eine kleine, in der Hand gehaltene, batteriebetriebene Leuchte, vom Rest der Welt üblicherweise als Taschenlampe bezeichnet. Aber eben nicht bei uns.

Auch ich selbst habe als Kind wohl das ein oder andere Wort nicht richtig gehört. Bestimmt haben meine Eltern mir erklärt, dass die großen geflügelten Blechdinger am Himmel „Flugzeuge“ heißen, aber bei mir waren es Hufleuge. Und Luftballons waren Hufablongs. Ehrlich gesagt, Hufablong ist auch ein viel schöneres Wort als das Original.

„Das haben doch die meisten Kinder“, sagt der Beste Ehemann der Welt, „dass sie irgendeinen Buchstaben nicht richtig aussprechen können.“ Stimmt, denke ich, und denke an meine Liebchensschwester. Die konnte kein „V“ aussprechen, als sie noch sehr klein und niedlich war. Fragte man sie, wie sie hieß, beharrte sie darauf, dass ihr Name „Manessa“ sei. Also übte meine Mutter mit ihr: „Sag mal vvvvvvvvvvvv.“ – „Vvvvvvvv“. – „Und jetzt sag mal: Vvvvvvvvanessa.“ – „Vvvvvvv…manessa“. Inzwischen, so darf ich berichten, kann sie ihren Namen ganz korrekt aussprechen, und klein ist sie auch nicht mehr. Aber immer noch sehr niedlich.

Und was hat das Ganze nun mit dem Bild zu tun, mit dem ich den Beitrag geschmückt habe – handelt es sich hierbei doch eindeutig weder um ein Aquariong, eine Lampentasche oder ein Hufleug? Viele kennen die Figur: Es handelt sich um den weißen Neger Wumbaba. In seinem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 2004 hat der deutsche Journalist Axel Hacke lustige „Verhörer“ gesammelt: Worte, die (kleine) Menschen falsch gehört haben. Sind übrigens ebenso charmant wie Worte, die (kleine) Menschen falsch gesprochen haben. Fragen Sie doch mal Agathe Bauer.

Na, wer war der Erfinder des Aquariongs, hat Hufleuge am Himmel gesehen oder hieß Manesssa?

Eine Antwort

  1. mum sagt:

    Ich weiß natürlich alle drei Antworten, will aber kein Spoiler sein! Habe jedoch einen mächtigen Kloß im Hals beim Anblick der schönen „blast from the past“ Bilder. Das sind sehr schöne Erinnerungen. Lieben Dank, Mäuschen.

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