Wie schmeckt Heimat?
Heimat ist ein wunderschönes Wort. Wunderschöne Worte hat die deutsche Sprache viele – „Habseligkeiten“, „liederlich“ oder „grober Unfug“ zum Beispiel – aber Heimat ist mehr als ein Wort. Es ist ein Gefühl. Der Zugehörigkeit, des mühelosen Verstehens, der Vertrautheit. Als (Wahl-)Kölner natürlich gepaart mit hilfloser Verzweiflung angesichts der Arbeitsweise des hiesigen Bauamts, den Einsturzes des Stadtarchivs und des Umbaus der Oper, der beinahe schon mit der Großbaustelle „Flughafen Berlin“ mithalten kann. Aber diesen bitteren Beigeschmack wollen wir heute mal außer Acht lassen.
Das Gefühl von Heimat macht sich jedenfalls an mehr als einem Ort fest. Heimat, das ist auch der vertraute Geschmack der Leibspeise, das die Oma immer für uns zubereitet hat, als wir klein waren, und die man selber niemals so hinbekommt. Und für mich als Deutsche ist Heimat auch Brot.
Nirgends auf der Welt ist das Brot mit dem aus der Heimat vergleichbar. Baguette ist köstlicher Begleiter für Wein und Käse, ein gut gemachtes Ciabatta ist die perfekte Ergänzung zu frischen Tomaten, eine Brioche am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, aus dem labbrigen englischen Brot lassen sich die allerbesten Gurkensandwiches machen und Fladenbrote aus aller Herren Länder sind wahre Tausendsassas. Doch nichts, aber auch gar nichts, kann mit einem ordentlichen, saftigen Roggensauerteigbrot mit röscher Kruste und dichter Krume mithalten. Mit frischen Brötchen am Sonntagmorgen, oder mit einer Butterbrez’n an einem verkaterten Samstag. Das deutsche Volk ist gespalten, aber in einem ist man sich einig: Deutschland macht das beste Bier und das beste Brot. (Beim Brot sind, zugegebenermaßen, die Österreicher und Schweizer uns dicht auf den Fersen. Beim Bier aber nicht. )
Und so bin ich kürzlich, als gute Deutsche, eine halbe Stunde mit dem Auto raus in die Vororte gefahren, um bei einem begnadeten Hobbybäcker ein Stück Heimat zu erwerben: Tim backt. Er backt aus Leidenschaft, für Freunde und Freunde von Freunden. Und wenn man gute Beziehungen hat, kann man ein Brot von Tim bekommen. Und ein Stück Glückseligkeit.
Auch so ein schönes deutsches Wort, klingt eigentlich ganz ähnlich wie Heimat.
Eine Antwort
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, und ich kann beinahe den Duft des frisch gebackenen Brotes riechen. Schöööön!